Interview : Ergül Tor und Chantal Steiger
Wie kamen Sie dazu, für die Stiftung Justinus-Werk zu arbeiten?
Während 12 Jahren hatte ich in einem Tea-Room mit unregelmässigen Arbeitszeiten gearbeitet. Wenn ich am Wochenende arbeitete, waren meine Kinder traurig. Eines Tages sprach mit Hatun darüber, einer Freundin, die für die Haushaltsangestellten bei St-Justin verantwortlich war. Sie sagte mir «komm dich vorstellen». So hatte ich ein Vorstellungsgespräch mit dem damaligen Direktor, Nicolas Scherer. Und er sagte zu mir: «Wenn Sie die Arbeit beim Tea-Room aufgeben, bin ich bereit, Sie einzustellen, da ich verstehe, dass es schwierig ist, am Wochenende zu arbeiten, mit kleinen Kindern zu Hause.» Also kündigte ich die Stelle im Tea-Room und begann, am 1. Januar 1999 für die Cité St-Justin zu arbeiten.
In welchem Bereich arbeiten Sie?
Ich bin Haushaltsangestellte. Ich kümmere mich haupt- sächlich um die Reinigung der Studentenzimmer und der Gemeinschaftsräume (Sanitäre Anlagen, Küchen, Gänge). Gemäss festgelegtem Plan reinige ich manchmal auch die Büros und die Kapelle. In meinen Anfängen half ich auch beim Self-Service des Restaurants der Cité St-Justin mit und einmal pro Woche half ich, mit anderen Kollegen, in der Wäscherei aus, um mit Hilfe eines «Kalanders» (Bügelmaschine) Wäsche zu bügeln.
Gab es eine oder mehrere Begegnungen, die Sie besonders beeindruckt haben?
Es handelt sich nicht zwingend um eine Begegnung. Ich hatte immer gute Kontakte mit der Direktion, meinen Vorgesetzten, meinen Kollegen, dem administrativen Personal und den Studierenden. Ich schätze diese Kontakte, die gute Stimmung, die herrscht und die Momente des Austausches in der Morgenpause. Ausserhalb der Arbeit passiert es mir manchmal, dass mich Studierende erkennen und mich grüssen. Wenn sie wieder nach Freiburg kommen und die Cité St-Justin besuchen, kommen sie mich begrüssen. Das sind berührende Momente. Die Studierenden sind sehr dankbar. Ich bedanke mich hiermit bei ihnen für die erhaltenen Leckereien.
Welches ist die Änderung, die Sie während der vergangenen 25 Jahre bei St-Justin am meisten geschätzt haben?
Ich kann die Wäsche mit einem Wäschewagen mit Rollen herumschieben. Ich muss nicht mehr den Wäschekorb herumtragen. Dann die Tatsache, mit meiner Kollegin Ergül arbeiten zu können, dass ich nicht mehr alleine bin. Nun weiss ich, dass es immer jemanden geben wird, der mir hilft, und wenn nötig eingreift.
Wenn Sie sich in fünf Jahren bei St-Justin vorstellen: welche Änderung möchten Sie sehen?
Ich habe schon zahlreiche Änderungen miterlebt und wünsche, dass die derzeitige Organisation beibehalten wird. Denn zu zweit zu arbeiten ist angenehmer und ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.