Die Charta im Zentrum Spirituelle Wurzeln Gesichter eines Werkes Ihre Unterstützung Unsere Studentenhäuser Ein Stipendium für Sie ?

Blätter September 2024

GENIE DES CHRISTENTUMS 14/18

Die jungfräuliche Empfängnis von Jesus

Pater Bruno Holtz war während Jahrzehnten eine der Stützen des Justinuswerkes in Freiburg und Genf. Kurze Zeit vor seinem Tod im Februar 2012, hat Pater Bruno Holtz eine Serie von 18 „Bildern“ geschrieben, um das Leben und Denken des christlichen Philosophen des zweiten Jahrhunderts, des Heiligen Justinus, Patron unseres Werkes, allgemein bekannt zu machen. In dieser 14. Episode erklärt Justinus, dass Jesus aus einer Jungfrau geboren ist.

Ein menschliches Wesen ohne Beteiligung eines Mannes zu empfangen, ist aus menschlicher Sicht unmöglich. Da Jesus eines Tages gesagt hat, dass Gott nichts unmöglich sei, muss man im Glauben prüfen, ob die Empfängnis Jesu im Schoss Mariens eine jungfräuliche ist. Für den Gesprächsführer von Justinus, Tryphon, wie für die Mehrheit der heutigen Menschen, ist dies eine Absurdität.

Justinus zitiert aus dem Buch des Propheten Jesaias die Diskus- sion mit dem König Ahas: Der Herr sprach noch einmal zu Ahas; er sagte: «Erbitte dir vom Herrn, deinem Gott, ein Zeichen, sei es von unten, aus der Unterwelt, oder von oben, aus der Höhe.» Ahas antwortete: «Ich will um nichts bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen.» Da sagte Jesaja: «Hört her, ihr vom Haus David! Genügt es euch nicht, Menschen zu belästigen? Müßt ihr auch noch meinen Gott belästigen? Darum wird euch der Herr von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären und sie wird ihm den Namen Immanuel (Gott mit uns) geben.» Und Justinus fügt an: «Dass im Geschlecht Abrahams gemäss dem Fleisch niemals jemand geboren worden ist oder gesagt worden ist, er sei von einer Jungfrau geboren, außer unserem Christus, das ist für uns offensichtlich.»

EINE MYTHOLOGISCHE LEGENDE ?

Tryphon antwortet, dass der Text nicht «die Jungfrau», sondern «das junge Mädchen» erwähnt. Dann macht er Justin Vorwürfe, dass eine jungfräuliche Empfängnis Christi durch Maria nicht ernster sei als die Fabel von der Geburt des Perseus durch Danae, die eine Jungfrau war, nachdem Zeus sich in Form eines Goldregens über sie ergossen hatte.

Und Tryphon ergänzt: «Sie sollten vor Scham erröten, dasselbe wie sie zu erzählen. Es wäre besser zu sagen, dass dieser Jesus ein Mensch unter Menschen war und Sie aufgrund der Schriften aufzeigen würden, dass er wirklich Christus ist, dass er wegen seines vollkommenen und dem Gesetz entsprechenden Lebens für würdig befunden wurde, als Christus erwählt zu werden».

DIE ANTWORT JUSTINUS’

Darauf antwortet Justin: «Tryphon, ich möchte, dass du und alle Menschen absolut überzeugt sind, dass, selbst wenn ihr aus Bosheit oder Spott noch schlimmere Dinge sagt, ihr mich nicht von meinem Vorhaben abbringen könnt; im Gegenteil, die Worte oder Tatsachen, die ihr meint, gebrauchen zu können, um mich zu verwirren, aus ihnen werde ich immer zusammen mit dem Zeugnis der Heiligen Schrift den Beweis für das, was ich sage, ziehen.»

Und Justin erklärt, dass die Dämonen den Plan Gottes kannten, seinen Sohn auf die Erde zu schicken, um die Menschheit von Sünde und Tod zu retten, dass sie wussten, dass die Inkarnation durch eine jung- fräuliche Empfängnis erfolgen sollte. Um die Christen schon lange vor der Tat lächerlich zu machen, hätten die Dämonen die Fabel von der jungfräulichen Empfängnis der Danae durch Zeus erfunden.

Verkündigungsszene im Kloster von Gelati, in Georgien | Maurice Page
Verkündigungsszene im Kloster von Gelati, in Georgien | Maurice Page